Thursday 15 July 2010

Die dünne Schicht

Wir leben in einer dünnen Schicht. 18 - 20 km am Äquator, etwa 15 – 17 km in den mittleren Breiten und nur 6 – 8 km an den Polen. So dünn ist die Troposhpäre, die unterste Schicht der Atmosphäre. Seltsam. Ich bin jetzt ungefähr 1000 km von der Stadt entfernt, wo ich geboren wurde. Viele von meinen Freunden wohnen Hunderte und manche auch Tausende von Kilometern weit von mir. Wenn ich the National Gallery besuchen will, brauche ich insgesamt eine Stunde mit einem Zug und dann muss ich noch ein Stück mit der U-Bahn fahren. Der nächste Platz aber, wo ich in kürzester Zeit sterben würde, ist etwa 6 – 7 km über mir. Das ist doch weniger, als ich fast jeden Tag am Morgen laufe! Die Leute, die sich speziell auf solche Höhen vorbereiten, können ohne Sauerstoffmaske den Gipfel des Mt. Everests erreichen, aber auch für sie ist es dort nicht besonders gemütlich. Wenn ich meinen Atem anhalten würde oder etwa eine Sauerstoffmaske hätte, könnte ich natürlich höher aufsteigen. Nicht viel höher jedoch. In der Höhe von ungefähr 19 km wäre es ziemlich unangenehm, weil - wegen des niedrigen Druckes - die Temperatur von 36,6 Grad Celsius schon ausreicht, um Wasser im Körper zu kochen. Keine Chance. Wir leben also in einer dünnen Schicht. Es gibt keinen grenzenlosen Himmel, obwohl es so scheinen könnte. Es gibt nur eine begrenzte Decke. Wenn man das bemerkt, bekommt man Angst. Diese 7 Kilometer sind eigentlich alles, was uns vor dem Tode im All schützt. Wie empfindlich muss das sein? Wie einfach es sein könnte mit einem Meteor entzündet und verbrannt zu werden, wissen wir aus der Geschichte der Dinosaurier. Bis jetzt haben wir mehr Glück gehabt. Vielleicht ist das aber nicht das Einzige, was dieses Luftschichtlein und damit auch unsere witzige Zivilisation zerstören könnte? Vielleicht kann unsere liebe Sonne, mit einer gewaltigen Detonation der „erneuerbaren” Energie, die ganze Atmosphäre unseres Planeten wegblasen? Oder ein Super-Vulkan wird die Luftschicht vom Boden bis zum Deckel vergiften? Das sind doch nur 7 Kilometer! Vielleicht bemerken wir einmal, dass die Atmosphäre immer dünner wird und wir werden nicht wissen, wer oder was dafür verantwortlich ist...? Natürlich, auch wenn wir das wissen würden, warum unsere Luft verschwindet, könnten wir eigentlich nichts dagegen machen. Hoffentlich sind das alles aber nur erschreckende Phantasien...! Sonst – wie könnte es sein, daß wir immer noch hier sind? Muss ein lieber Vater wohnen überm Sternenzelt…? Nicht unbedingt. Es reicht einfach, wenn diese tödlichen Naturerscheinungen selten stattfinden. “Selten” für uns, als Menschheit, für die Geschichte der Erde – eher nicht. Während der letzten 540 Millionen Jahren (etwa 10% der Geschichte der Erde) ist es fünfmal passiert, dass mindestens die Hälfte aller Lebewesen getötet wurde. Wir wissen nicht genau, warum. Höchstwahrscheinlich waren das auch Meteoriteneinschlägen, aber man kann nicht alle diese Massensterben nur dadurch erklären. Wir haben unsere Zivilisation in einer schönen Pause in einem Planetenballspiel entwickelt. Es hat nichts mit Glück zu tun, es gab einfach keine andere Möglichkeit. Wir leben in einer dünnen Schicht. Wir reisen durchs All ohne Sicherheitsgurt.

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